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Überlastete Kliniken Erste Bundesländer verlegen Intensivpatienten nach Kleeblatt-Konzept – das steckt dahinter

Alltag auf einer Intensivstation
Alltag auf einer Intensivstation: In der Leipziger Uniklinik bereiten sich Pfleger darauf vor, einen Corona-Patienten in die Bauchlage zu drehen
© dpa
In Deutschland laufen die Krankenhäuser voll. Mehrere Bundesländer haben deswegen nun offiziell das sogenannte Kleeblatt-Konzept zur Verlegung von Intensivpatienten aktiviert. Wie läuft das ab?

Bayern und vier weitere Bundesländer haben vor dem Hintergrund der steigenden Auslastung der bundesweiten Intensivstationen offiziell das sogenannte Kleeblatt-Konzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten aktiviert. Wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) in der Nacht zu Mittwoch mitteilte, soll in den nächsten Tagen eine "größere Anzahl" an Patienten aus Bayern, Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg in andere "Kleeblatt-Regionen" verlegt werden.  

Am Mittwoch komme die Steuerungsgruppe zusammen, welche die Verlegungen koordiniert, sagte eine Divi-Sprecherin am Abend der Nachrichtenagentur AFP. Dabei solle auch geklärt werden, mit welchen Transportmitteln die betroffenen Patienten verlegt würden. 

Kleeblatt-Konzept: Von innen nach außen

Unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle hatten Bund und Länder im Frühjahr 2020 ein Konzept für die bundesweite Verlegung von Patienten entwickelt. Im September vergangenen Jahres wurde das sogenannte Kleeblatt-Konzept dann durch die Innen- und Gesundheitsminister beschlossen. Die 16 Bundesländer sind dabei in fünf Gruppen aufgeteilt – die Kleeblätter Nord, Ost, Süd, Südwest und West:

  • Nord: Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
  • Ost: Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin
  • Süd: Bayern
  • Südwest: Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen
  • West: Nordrhein-Westfalen

Das Konzept sieht vor, dass zunächst innerhalb der fünf Regionen – West, Nord, Ost, Süd, Südwest – verlegt wird. Wenn in einer dieser Regionen absehbar keine freien Plätze mehr vorhanden sind, wird im Austausch mit dem Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Verlegung auch in andere Gebiete organisiert. Eine Fachgruppe des Robert Koch-Instituts berät dabei. 

Schröder: Mit Verlegungen über Kleeblatt hinaus rechnen

"Wir müssen davon ausgehen, dass es zu Verlegungen über ein Kleeblatt hinaus kommen wird", warnte der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder. Aktuell gab es zuletzt im Norden und in Hessen noch freie Kapazitäten.

Im Osten und Süden Deutschlands sind die Sieben-Tage-Inzidenzen bei den Corona-Infektionen derzeit besonders hoch. Am höchsten lag sie am Dienstag in Sachsen mit 969,9, gefolgt von Thüringen mit 685,3 und Bayern mit 644,9. Einige Landkreise in diesen Bundesländern weisen Inzidenzen über Tausend auf. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an.

les DPA AFP
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