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Vorstoß von Foodwatch Energy Drinks sollen für Minderjährige verboten werden – sind Red Bull und Co wirklich so schlecht wie ihr Ruf?

Junge trinkt Energy Drinks
Viele Jugendliche konsumieren weit mehr Energy Drinks, als es gut für sie ist
© monkeybusinessimages
Für die einen Wundermittel, für andere pures Gift – Energy Drinks sind umstritten. Beliebt sind die Wachmacher vor allem bei Jugendlichen, welche sie in rauen Mengen konsumieren. Das kann gefährlich werden. 

Energy Drinks können richtig Spaß machen. Sie vertreiben die Müdigkeit, machen leistungsstärker und sind gar im Stande, die Stimmung zu heben, wenn auch nur kurzfristig – Zucker und Koffein sei Dank. Aufgrund ihrer aufputschenden Wirkung sind die Energie-Booster besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Und genau darin sehen Wissenschaftler und Verbraucherschützer zunehmend ein Problem. Denn die Koffein-und-Zucker-Bomben gelten als Gesundheitsgefahr.

Einige Länder haben daher den Verkauf von Energy Drinks bereits mit einer Altersbeschränkung versehen. Die Bundesregierung müsse "endlich die eindringlichen Warnungen der Wissenschaft ernst nehmen und Kinder vor den gefährlichen Wachmachern schützen", meinen auch die Verbraucherschützer von Foodwatch, die die Debatte um ein Verbot neuerlich zum Thema machen. Schließlich enthalte eine Halbliter-Dose der Drinks bereits mehr Koffein "als ein normalgewichtiger Zwölfjähriger maximal an einem Tag zu sich nehmen sollte". Sind die Energy Drinks wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Ein Überblick.

Woraus sind Energy Drinks gemacht?

Aus was Energy Drinks gemacht sind, hat die Verbraucherzentrale aufgedröselt. Demnach setzen sie sich in der Regel aus Wasser, Zucker/Süßungsmittel, Säuerungsmittel, Säureregulatoren, Kohlensäure und Koffein zusammen. Dazu kommen oftmals Zusätze wie Taurin oder Guaranasamenextrakt, Ginseng-Wurzelextrakt oder B-Vitamine. 

Wie wirken Energy Drinks?

Wie der Name schon sagt, sollen Energy Drinks Energie liefern, wach machen. Für den Push-Effekt sorgen Inhaltsstoffe wie Koffein und Zucker. Diese bewirken, dass Blutdruck und Puls steigen, die Gefäße sich erweitern und das Nervensystem so stimuliert wird. Aber die kurzfristigen Aufputscher kommen mit einem Haken. Studien haben unter anderem gezeigt, dass übermäßiger Konsum den Schlaf verschlechtern und das Herz belasten kann. Auch von negativen Effekten auf die Psyche wird berichtet.

Welche Wirkung haben die einzelnen Inhaltsstoffe auf den Körper?

Koffein: Nach dem Genuss dauert es etwa zehn Minuten, bis die Wirkung des Koffeins einsetzt und Blutdruck und Puls steigen. Das Koffein sorgt auch dafür, dass die Konzentrationsfähigkeit zunimmt. In einer 250-Milliliter-Dose Energy Drink stecken etwa 80 Milligramm Koffein. Das sei in etwa so viel wie in einer Tasse Kaffee, gibt die Verbraucherzentrale an. Wie so oft macht die Menge das Gift. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen von Koffein zählen neben Schlaflosigkeit, Nervosität und Kopfschmerzen unter anderem auch Bluthochdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufkollaps.

Zucker: Der Blutzuckerspiegel erreicht ebenfalls nach etwa zehn Minuten seinen Hochpunkt, im Gehirn wird Dopamin freigesetzt. Dopamin wird auch als Glückshormon bezeichnet, das positive Gefühle vermittelt. Es wirkt außerdem aktivierend und motivierend. Sogenannte "Zuckerflashs" können Spaß machen, dennoch ist ein Zuviel an Zucker ungesund. In Energy Drinks wird an Zucker nicht gespart. In einer 250-Milliliter-Dose steckten umgerechnet laut Verbraucherzentrale etwa zehn Stück Würfelzucker. In manchen Energy Drinks liegt der Zuckeranteil bei 16 Prozent. Zucker steigert unter anderem das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes und Übergewicht.

Taurin: Auch Taurin wird nachgesagt, leistungsfördernd zu wirken. Bewiesen ist ein solcher Effekt nicht. Wissenschaftler vermuten aber, dass Taurin die Wirkung von Koffein verstärken könnte. Auch das ist bisher aber nicht bewiesen. Abgesehen davon wirkt Taurin unter anderem gegen Entzündungen. Substituieren muss man Taurin in der Regel nicht, es wird in ausreichenden Mengen über die Ernährung zugeführt. 

Weitere Inhaltsstoffe in Energy Drinks haben in der Regel keine leistungssteigernde Wirkung. Die enthaltenen Säuerungsmittel greifen allerdings die Zähne an. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass sich Inhaltsstoffe wie Saccharin, die ersatzweise in zuckerfreien Energy Drinks eingesetzt werden, negativ auf die Darmflora und den Glukosestoffwechsel auswirken sollen.

Wo liegen die Höchstwerte für Koffein?

Der festgelegte Höchstwert für Koffein, den die Fruchtsaft und Erfrischungsgetränkeverordnung für koffeinhaltige Erfrischungsgetränke vorgibt, liegt bei 320 Milligramm pro Liter. Die Europäische Sicherheitsbehörde gibt für Erwachsene Einzeldosen von bis zu 200 Milligramm Koffein und über den Tag verteilt 400 Milligramm als gesundheitlich unbedenklich an. Bei Schwangeren und Stillenden liegt der Höchstwert bei 200 Milligramm am Tag. Kinder und Jugendliche sollten nicht mehr als 3 Milligramm pro Kilogramm des Körpergewichts am Tag zu sich nehmen.

Ab einem Koffeingehalt von mehr als 150 Milliliter muss das gemäß der Lebensmittelinformationsverordnung mit dem Hinweis auf dem Produkt vermerkt werden, dass der Verzehr für Kinder oder Frauen, die schwanger sind oder stillen, aufgrund des erhöhten Koffeingehalts nicht empfohlen wird. 

Welche Wirkung haben Energy Drinks bei Kindern und Jugendlichen?

Die britische Forschungsgemeinschaft Fuse kam nach ihrer Auswertung von 57 Studien mit über 1,2 Millionen Kindern aus 21 Ländern zu dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche, die Energy Drinks konsumieren, ein erhöhtes Risiko haben, psychische Gesundheitsprobleme zu bekommen. In der Arbeit die im Januar 2024 veröffentlicht wurde, ist unter anderem von Angstzuständen, Stress, Depressionen und Selbstmordgedanken die Rede.

"Vor allem die mit dem Konsum von Energy Drinks assoziierten Herzrhythmusstörungen können zu einem medizinischen Notfall führen, wie Studiendaten zeigen. Zusätzlich ist der übermäßige Konsum mit einem erhöhten Blutdruck assoziiert. Daher gehen wir davon aus, dass sowohl der akute wie auch der chronisch übermäßige Konsum das Risiko für Herz und Gefäße erhöht”, so Dr. Felix Oberhoffer von der Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum der Universität München gegenüber der Deutschen Herzstiftung.

Was haben Verbraucherschützer gegen den Mix aus Alkohol und Energy Drink?

Drinks wie der "Vodka Bull" kommen nicht aus der Mode. Die Kombination aus Alkohol und Energy Drink ist gerade auf Partys beliebt, da sie eine Art "wachen" Rausch erzeugen. Anders ausgedrückt: Konsumenten fühlen sich fitter und zurechnungsfähiger, als sie sind, und – darauf deuten Studien hin – sind auch risikobereiter.

"Viele wissen nicht, dass zusätzlicher Alkoholkonsum oder anstrengende körperliche Betätigung die unerwünschten Wirkungen des Koffeins weiter verstärken", erklärte Andreas Hense, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, bei einer Stellungnahme. Der übermäßige Konsum kann zu Schweißausbrüchen, Übelkeit bis hin zum Kreislaufkollaps führen.

Warum wird ein Verkaufsverbot für Minderjährige gefordert?

Tatsache ist, gerade bei Kindern und Jugendlichen sind die meist sehr süßen und künstlich schmeckenden Energy Drinks besonders beliebt, gleichzeitig gelten sie durch die Aufputsch-Drinks als besonders gefährdet. Schon länger setzen sich Verbraucherschützer dafür ein, dass der Verkauf von Getränken mit erhöhtem Koffeingehalt für Minderjährige reguliert wird. Bisher ohne Erfolg. Andere Länder sind da schon weiter, Altersbeschränkungen gibt es inzwischen beispielsweise in Schweden, Polen und Lettland. 

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht Kinder und Jugendliche als Risikogruppe, "für die sich erhöhte gesundheitliche Risiken insbesondere für das Herz-Kreislaufsystem ergeben können". In einer Umfrage hatte das BfR herausgefunden, dass von den Kindern und Jugendlichen jeder Zehnte in Deutschland zu bestimmten Gelegenheiten hohe Mengen an Energy Drinks von einem Liter und mehr zu sich nehme, was weit über der empfohlenen Tageshöchstmenge liegt. 

Quellen: Verbraucherzentrale, BfR, BfR 2, EFSA, Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung, BMEL, Studie Energy Drinks, Herzstiftung, Studie Energy Drinks Jugendliche

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