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Leben im Spektrum Autismus – was ist das eigentlich?

Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben oft Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung und der Verarbeitung von Umwelt- und Sinnesreizen. Bei lauten Geräuschen etwa führt das mitunter zu einer Reizüberflutung.  
Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben oft Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung und der Verarbeitung von Umwelt- und Sinnesreizen. Bei lauten Geräuschen etwa führt das mitunter zu einer Reizüberflutung.  
© Jacob Wackerhausen / Getty Images
Die Klischees über Autismus reichen von Genies mit Superkräften bis hin zu empathielosen Eremiten. Aber was bedeutet die Diagnose wirklich und woher rührt sie? Wir klären auf. 

Eigentlich gibt es die Krankheit Autismus gar nicht. Denn Autismus ist vor allem ein Sammelbegriff für verschiedene tiefgreifende Entwicklungsstörungen. 

Experten können bei der Diagnose zum Beispiel zwischen Frühkindlichem AutismusAsperger-Syndrom und Atypischem Autismus unterschieden. Weil sich diese Störungen jedoch oft nur schwer voneinander abgrenzen lassen, sprechen Mediziner heute oft lieber allgemein von "Autismus-Spektrum-Störung" (ASS) als gemeinsamem Oberbegriff. 

Autisten sind anders. Aber wie anders genau?

Betroffene haben häufig schon von klein auf Probleme, zwischenmenschliche Beziehungen zu verstehen, aufzubauen und zu pflegen. Emotionen zu äußern und zu erkennen, bereitet oft große Schwierigkeiten. Das heißt nicht, dass sie selbst keine Gefühle hätten, ihr Problem liegt in deren Vermittlung. Eine verzögerte und veränderte Sprachentwicklung kann ebenfalls zu den Symptomen zählen. So sprechen einige Betroffene in einem ziemlich monotonen Tonfall und erkennen sprachliche Nuancen wie Ironie nicht.

Typisch bei Autismus sind zudem sich häufig wiederholende Verhaltensweisen und stark eingeschränkte, einseitige Interessen. Auf Veränderungen reagieren Betroffene meist empfindlich. Ebenso auch auf zu viele Reize in Form von Geräuschen, Farben und Effekten. Für einige ist der Besuch eines großen Supermarktes, einer Kirmes oder eines Konzertes nur schwer zu ertragen. Etwa die Hälfte der Menschen mit Autismus leidet unter kognitiven Einschränkungen bis hin zu einer geistigen Behinderung. Zusätzlich kommt es immer wieder zu ganz unterschiedlichen Begleiterscheinungen, wie etwa Schwierigkeiten bei der Motorik, Angststörungen, Depressionen oder ADHS. Auch aber Epilepsie und Darmprobleme können auftreten.  

Auf der anderen Seite besitzen manchen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung besondere Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet. Manch einer gilt als Genie im Bereich der Mathematik oder glänzt mit einem herausragenden Gedächtnis oder Musikalität. In diesen Fällen spricht man auch von einer "Inselbegabungen" oder auch dem "Savant-Syndrom".

Autismus in all seinen Varianten

Der Frühkindliche Autismus (auch Kanner-Syndrom genannt) zeigt sich schon vor dem dritten Lebensjahr. In der Regel sind dann alle Kernsymptome von Autismus-Spektrum-Störungen vorhanden – von Problemen im sozialen Umgang und der Kommunikation bis zu stereotypen Verhaltensweisen. 

Von atypischen Autismus spricht man meist dann, wenn einzelne oder alle Symptome erst nach dem dritten Lebensjahr auftreten.

Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich von anderen Autismus-Spektrum-Störungen vor allem dadurch, dass die geistige und sprachliche Entwicklung normal verläuft. 

Wie entsteht die Störung? Und lässt sich ein Autismus heilen?

Häufigkeit: Studien gehen davon aus, dass sich unter hundert Menschen ein, maximal zwei aus dem autistischen Spektrum befinden. In Deutschland wären das etwa eine Million Menschen. Jungen erkranken häufiger, Mädchen werden jedoch oft nicht diagnostiziert. 

Ursachen: Die genauen Ursachen von Autismus sind noch nicht geklärt. Trotzdem weiß man von Faktoren, die das Risiko für eine Autismus-Spektrum-Störung erhöhen können. Der Einfluss von Genen, die vererbt werden, wird nach Zwillings- und Familienstudien zum Beispiel auf 40 bis 80 Prozent geschätzt. Es gibt Berichte über strukturelle und funktionelle Veränderungen in bestimmten Regionen des Gehirns. Auch einzelne Erkrankungen der Eltern können eine Rolle spielen, wie etwa Epilepsie oder Stoffwechselerkrankungen. Während der Schwangerschaft scheint zum Beispiel eine Infektion mit Rötelnviren das Risiko für das Kind zu erhöhen. 

Behandlung: Zwar stehen der Medizin bislang keine Therapien zur Verfügung, um die Entwicklungsstörung zu heilen. Verschiedene Maßnahmen wie etwa aus der Verhaltens- oder Ergotherapie können jedoch die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten von Menschen mit Autismus verbessern – und damit ihre Selbständigkeit erhöhen. 

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