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Bekämpfung von Übergewicht Ärzte fordern Verbot von Junk-Food-Werbung, die an Kinder gerichtet ist

Eine Werbetafel zeigt einen Burger
Laut Foodwatch sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen. Ein Werbeverbot soll dem entgegenwirken.
© Milindri / Getty Images
Die Ampel-Parteien im Bund wollen laut Koalitionsvertrag Beschränkungen für Junk-Food-Werbung einführen. Einigen Ärzten geht das Vorhaben nicht weit genug.

Kinder- und Jugendärzte haben sich einem Aufruf der Verbraucherorganisation Foodwatch für ein Gesetz gegen an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel angeschlossen. 334 Medizinerinnen und Mediziner unterzeichneten ein entsprechendes Schreiben an Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne).

Ungesunde Ernährung sei eine der Hauptursachen für die Ausbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und "aggressive Marketingpraktiken der Junkfood-Industrie" trügen erheblich dazu bei, heißt es darin.

Bekämpfung von Übergewicht

In ihrem Koalitionsvertrag hatten die Ampel-Parteien vereinbart, an Kinder gerichtete Werbung für Ungesundes beschränken zu wollen. "An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben", heißt es dort. Ein Gesetzentwurf wurde bislang jedoch nicht eingebracht, was Foodwatch und die Kinder- und Jugendärzte scharf kritisieren.

Sie fordern vor allem ein Ausstrahlungsverbot von an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen und im Internet zwischen 6.00 Uhr und 23.00 Uhr. Ungesunde Produkte wie sehr süße oder fetthaltige Lebensmittel "sollten zudem grundsätzlich nicht mehr direkt an Kinder beworben werden dürfen, etwa mit Comicfiguren, verspielter Produktaufmachung oder Spielzeugbeigaben", erklärte Foodwatch. Bei der Definition ungesunder Lebensmittel sollten Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) maßgeblich sein.

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Laut Foodwatch sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und sechs Prozent von starkem Übergewicht (Adipositas) betroffen. In der Corona-Pandemie habe sich die Lage ersten Untersuchungen zufolge verschärft, mahnt die Organisation. Zugleich habe die Süßwarenindustrie 2021 mehr Geld denn je für Werbung ausgegeben. Laut einer Studie der Universität Hamburg vermarkten 92 Prozent der gesamten Werbung, die Kinder wahrnehmen, Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten.

Werbewirtschaft und Lebensmittelbranche verweisen stets darauf, dass es für Übergewicht bei Kindern auch andere Faktoren gebe – beispielsweise Bewegungsmangel. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft erklärte anlässlich der am Montag veröffentlichten Forderungen, auch "fehlendes Ernährungswissen" sei ausschlaggebend. Die Kampagne lasse sich nicht auf die "entscheidende Frage ein, wie Kinder an einen ausgewogenen und gesunden Lebensstil herangeführt werden können".

km AFP
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