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Bei über 1000 Arzneimitteln Apotheken und Ärzte warnen vor gefährlichen Engpässen bei Medikamenten

Verschiedene Medikamente, Nasenspray, ein Taschentuch und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch
Schon bei über 1000 Arzneimitteln soll es aktuell Engpässe geben, warnen Ärzte und Apotheken – das betrifft auch Medikamente wie Antibiotika und Fiebermittel 
© Bernd Weißbrod / dpa
Seit Wochen ist die Rede von einzelnen Engpässen bei Medikamenten, doch nun spitzt sich die Lage laut Apothekern und Ärzten gefährlich zu – sie warnen vor Versorgungsengpässen. Oft müsse bundesweit bereits zu Ersatzmedikamenten gegriffen werden.
Von Madeline Jäger

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RTL.de 

Gerade sind laut des Hausärzteverbands Nordrhein e.V. schon "über 1.000 Arzneimittel nicht lieferbar oder teilweise überhaupt nicht zu bekommen". Mittlerweile seien sogar akut notwendige Arzneimittel wie Antibiotika und Fiebermittel betroffen und bei immer mehr Herstellern nicht verfügbar.

"Die Politik muss die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Arzneimitteln endlich verbessern. Wenn nicht gegengesteuert wird, wird sich die Engpasssituation bei Arzneimitteln noch in diesem Winter weiter zuspitzen", warnen Thomas Preis, Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein und Dr. Oliver Funken, Vorsitzender Hausärzteverband Nordrhein in einer aktuellen Mitteilung. Dieser Forderung schließt sich auch der Deutsche Hausärzteverband an, die Lage habe sich in den letzten Jahren und insbesondere in den letztem Monaten zugespitzt, erklärt Pressesprecher Vincent Jörres.

"Kämpfen in ganz Deutschland": Engpässe auch bei Fiebersäften und Ibuprofen

Dieser Einschätzung schließt sich auch der Präsident der Bundesapothekerkammer an und ordnet das Ausmaß der bundesweiten Engpässe auf RTL-Anfrage ein.

"Die Apotheken in ganz Deutschland kämpfen derzeit gegen zahlreiche Lieferengpässe von Medikamenten – von Magensäureblockern mit Pantoprazol bis hin zu Fiebersäften mit Ibuprofen. Für die Apotheken besteht jedoch die tägliche Herausforderung darin, ihre Patientinnen und Patienten trotzdem mit den passenden Arzneimitteln zu versorgen, so dass aus Lieferengpässen einzelner Medikamente keine Versorgungsengpässe für ganze Patientengruppen werden", schildert Thomas Benkert (BAK).

Medikamenten-Lieferengpässe: Patienten müssen mit Ersatzmedikamenten vorliebnehmen

Das koste sehr viel Zeit und Personal, um bei mehreren Großhändlern nachzufragen, mit Ärzten Rücksprache zu halten oder individuelle Arznei-Rezepturen anzufertigen. Um die Therapie und Behandlung bei verunsicherten Patientinnen und Patienten weiterhin gewährleisten zu können, müsse in vielen Gesprächen daher auch um Vertrauen in das ausgewählte Ersatzmedikament geworben werden.

"Da Lieferengpässe leider schon seit Jahren zum Alltag in den Apotheken gehören, muss sich hier grundsätzlich etwas ändern. Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen ist eben nicht zu Billigstpreisen zu haben! Kurzfristig muss die Politik den pharmazeutischen Entscheidungsspielraum in den Apotheken erhöhen, um den Austausch von nicht lieferbaren gegen verfügbare Medikamente zu erleichtern. Mittel- und langfristig brauchen wir in Europa wieder eine starke Produktion für Antibiotika und andere wichtige Wirkstoffe, deren Herstellung und Lieferung derzeit leider den Risiken der Globalisierung ausgesetzt ist", so Thomas Benkert (BAK) weiter.

"Früher war Deutschland die Apotheke der Welt, heute sind es Indien und China"

Dieser Meinung ist auch Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverband Nordrhein e.V und erklärt in der aktuellen Mitteilung des Hausärzteverbands Nordrhein:

"Früher war Deutschland die Apotheke der Welt, heute sind es Indien und China. Und das führt zu vielen Lieferproblemen. Die Arzneimittelproduktion muss wieder nach Europa zurück verlegt werden", fordert er. Das Angebotsspektrum reduziere sich immer weiter und die Versorgung stehe zunehmend auf wackeligen Beinen. Leidtragende seien die Patienten, die nicht mehr in jedem Fall die optimale Arzneimitteltherapie bekommen können.

Und das in Zeiten, wo Corona, Grippe und Personalmangel ohnehin schon sehr hohe Belastungen in Apotheken und Arztpraxen mit sich bringen. Apotheken und Arztpraxen arbeiteten mit ihren Teams seit der Coronapandemie an der obersten Belastungsgrenze. Die jetzt schon zugespitzte Lage bei den Lieferengpässen von Arzneimitteln dürfe nicht länger zu Lasten und auf Kosten des enormen Mehraufwands für Apotheken und Hausärztepraxen stattfinden, fordern beide Berufsgruppen abschließend.

RTL.de

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