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Aktion gegen "Sparwahn" Streik in ganz Deutschland: An diesem Mittwoch bleibt die Apotheke um die Ecke zu

Ein Protest-Plakat an einer Apotheke
Diese Apotheke in Bad Reichenhall beteiligt sich am kommenden Mittwoch an den Protest und bleibt an dem Tag geschlossen
© Rolf Poss / Imago Images
Die Apotheke in Ihrer Nachbarschaft dürfte an diesem Mittwoch geschlossen bleiben. Mit einem bundesweiten Protest macht die Branche in ganz Deutschland ihrer Wut Luft.

Viele Apotheken in ganz Deutschland werden an diesem Mittwoch keine Kunden und Patienten versorgen: Für den 14. Juni hat die Spitzenorganisation aller Apothekerinnen und Apotheker zu einem Protesttag aufgerufen, um sich gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu wehren. Aus diesem Grund werden an diesem Tag zehntausende Apotheken im ganzen Land geschlossen bleiben.

Medienberichten zufolge planten bis Mitte vergangener Woche gut 60 Prozent aller Apotheken, sich an dem Protest der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (Abda) zu beteiligen und an diesem Tag ihre Ladengeschäfte nicht zu öffnen. Beobachter gehen davon aus, dass es aber deutlich mehr an dem Protest teilnehmende Apotheken werden könnten.

Apotheke geschlossen? Es gibt aber Notdienste

Wer dringend Medikamente benötigt, sollte sich informieren, wo er diese an dem Tag bekommen kann, eine Übersicht dazu gibt es auf der Seite "Aponet.de". Denn am 14. Juni soll "die Versorgung nur noch über die Notdienstapotheken aufrechterhalten werden", schreibt der Dachverband auf seiner Website.

Zentrale Aktion des Protesttags unter dem Motto "Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht" wird eine Demonstration und eine Kundgebung in Berlin am Bundeswirtschaftsministerium sein. Auch in vielen anderen großen Städten in ganz Deutschland sind Aktionen und Demos geplant.

Die Apothekerinnen und Apotheker protestieren für höhere Honorare und eine bessere Versorgung mit Arzneimitteln. Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening warf im Vorfeld des Apotheken-Streiks Politik und Krankenkassen einen "Sparwahn" bei der Arzneimittelversorgung vor. Laut der Organisation sind die öffentlichen Apotheken nicht mehr in der Lage, konkurrenzfähige Gehälter zu zahlen. Es herrsche Personalnot und Unterfinanzierung.

Etwa 300 Apotheken gaben 2022 in ganz Deutschland auf

Derzeit – also Stand erstes Quartal dieses Jahres – gibt es nach Angaben der Spitzenorganisation 17.939 Apotheken in ganz Deutschland mit etwa 160.000 Beschäftigten. Die Zahl der Apotheken war demnach bereits im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 40 Jahren gesunken. 2022 haben den Angaben zufolge in ganz Deutschland 293 Apotheken geschlossen.

Sauer sind die Besitzerinnen und Besitzer von Apotheken hierzulande auch über eine "überbordende Bürokratie", wie Abda-Präsidentin Overwiening sagte.

Die Coronapandemie sei bewältigt, aber es gebe bereits mit den "unsäglichen Arzneimittellieferengpässen" die nächste Krise. Die Bundesregierung sei hier untätig und unternehme nichts, um diese Engpässe zu beseitigen. Apotheken hätten Mehrarbeit, um knappe Medikamente möglichst doch noch zu beschaffen, aber das werde nicht zusätzlich vergütet. Generell sei die Gesundheitspolitik vor allem aufs Sparen ausgerichtet, bemängelte die Vertreterin der Apotheken-Organisation.

Die Inhaberinnen und Inhaber setzten jetzt darauf, dass die Menschen vor Ort Verständnis für den Protesttag der Apotheken an diesem Mittwoch haben. Wer dringend an dem Tag Medikamente benötigt, soll auch auf Plakaten an den geschlossenen Ladengeschäften ablesen können, wo die nächste Apotheke mit einem Notdienst zu finden ist.

Quellen: Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände, "Aponet.de", "Öko-Test" / mit Material von AFP

Sehen Sie in der Fotostrecke aus unserem Archiv: Bei der Jagd auf einen Corona-Impfstoff schalteten Forscher den Turbo ein – in der Regel dauert es jedoch viele Jahre ein Medikament zu entwickeln.

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