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Gesundheit Psychiater über ADHS: "Diese Menschen machen unser aller Leben bunter – solange sie am richtigen Ort sind"

Menschen mit ADHS machen unser Leben bunter, findet Psychiater Andreas Jähne. 
Menschen mit ADHS machen unser Leben bunter, findet Psychiater Andreas Jähne. 
© freemixer / Getty Images
ADHS wird gerne mit Hyperaktivität und Chaos in Verbindung gebracht. Dabei hat das Störungsbild nicht nur negative Seiten, sagt Psychiater Andreas Jähne. 

Dieses Interview stammt aus dem stern-Archiv und erschien zuerst am 21. Februar 2023.

ADHS ist heutzutage fast jedem ein Begriff, aber nur die wenigsten wissen wirklich, was es damit auf sich hat. Wie kann man sich das Ganze vorstellen? 
Es gibt zwei Subtypen der Erkrankung: ADS und ADHS. Das heißt, die bekannte Hyperaktivität ist bei manchen Patienten nicht vorhanden. ADS-Patienten leiden dann eher an Impulsivität oder einer Daueraufmerksamkeit. Das sind oft Menschen, die sehr phantasiebegabt sind. Das fällt von außen nicht so auf, wie der aktive Junge, der die ganze Zeit nur Blödsinn macht.

Sie sprechen von Jungs… 
Ich sage bewusst Junge, weil der verträumte Subtyp bei Mädchen häufiger auftritt. Mädchen mit ADS sind häufig klug und können dadurch manche Defizite kompensieren. Sie kommen in der Schule in der Regel auch gut zurecht. Manchmal sind sie aufgrund ihrer schnellen Auffassungsgabe sogar unterfordert. Weil sie aber wenig Probleme machen, bekommen sie auch nicht die Förderung, die zum Beispiel der hyperaktive Junge bekommt, der sofort auffällt.

Dr. med. Andreas Jähne ist Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura und der Tagesklinik Lörrach. Seine Forschung dreht sich neben ADHS auch um Depressionen und Suchterkrankungen. 
Dr. med. Andreas Jähne ist Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura und der Tagesklinik Lörrach. Seine Forschung dreht sich neben ADHS auch um Depressionen und Suchterkrankungen. 
© Felix Groteloh

Das sind dann die Frauen, die erst als Erwachsene diagnostiziert werden?
Genau. Die Betroffenen merken häufig erst im späteren Verlauf ihres Lebens, dass ihre Biografie irgendwie brüchig ist, es beispielsweise immer wieder wechselnde Partner oder Berufe gab.

Wie beeinflusst AD(H)S konkret das Leben der Betroffenen?

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